Bewegungsmangel wirkt sich negativ auf motorische Fähigkeiten aus / Eltern sollten gegensteuern
Der Purzelbaum stirbt aus, denn die motorischen Fähigkeiten von Kindern im Vor- und Grundschulalter werden immer schlechter. Das belegen verschiedene Studien. Dabei können Eltern mit einfachen Übungen gegensteuern.
Salzwedel ● Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Kinder und Jugendliche mindestens 60 Minuten körperliche Aktivitäten am Tag. Das erreichen in Deutschland laut einer Studie des Robert Koch Institutes (RKI) nur 22,4 Prozent der Mädchen und 29,4 Prozent der Jungen im Alter von 3 bis17 Jahren. Bewegungsmangel hat Auswirkungen auf die motorischen Fähigkeiten. Das bekommt auch Antje Schiel, Vorsitzende der Wohnsportgemeinschaft (WSG) Jenny Marx in Salzwedel, zu spüren. Sie leitet die Kindersportgruppe der WSG und setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass die Kinder Freude an Bewegung und Sport haben. „Einfach mal eine Rolle vorwärts auf der Matte, das können nur noch die wenigsten, wenn sie zu uns kommen“, erzählt sie. Das gleiche gelte für rückwärts laufen, Liegestütze, den Hampelmann oder über die Bank ziehen, nennt die langjährige Übungsleiterin weitere Beispiele für leichte Anforderungen, die die Jungen und Mädchen nicht beherrschen. Ein Problem, das nicht neu ist, sich nach ihrer Einschätzung aber weiter verschärft. Sie beobachtet das mit Sorge, denn gute Bewegungsfertigkeiten seien nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag wichtig.
Eine positive Nachricht: Der Zulauf in den Kindersportgruppen steigt stetig. Dabei müsse sich niemand auf Dauer verpflichten, daran teilzunehmen oder in den Verein eintreten. „Wir bieten auch Schnupperstunden an“, erklärt sie.
Im Tagesablauf üben
Eltern könnten im ganz normalen Tagesablauf viel für die motorische Entwicklung ihr Kinder tun. „Auf Gehwegplatten hüpfen, auf der Bordsteinkante balancieren, rückwärts und auf Zehenspitzen laufen oder Schlussweitsprung kann man auch auf dem Weg zum Einkaufen machen“, empfiehlt sie. Bälle fangen verbessere das Koordinationsvermögen. Die meisten Spielplätze böten Möglichkeiten für verschiedene Übungen. Wichtig ist aus ihrer Sicht, dran zu bleiben.
Mit fünf Jahren wird es ernst, dann kommt die Einschulungsuntersuchung. Sie erfolgt sachsen-anhalt-weit nach einheitlichen Kriterien, um die Ergebnisse vergleichbar zu machen, erklärt Ida Scharge, Ärztin im Kreis-Gesundheitsamt. Neben den Sinnesorganen und dem geistigen Entwicklungsstand wird auch die Körpermotorik getestet. Einbeinstand und -hüpfen und auf einer Linie balancieren werden gefordert, erklärt die Schulärztin. Sie habe dahingehend keine vermehrten Defizite bei den Kindern festgestellt. Die Untersuchungen erfolgen in Sachsen-Anhalt inzwischen ein Jahr vor der Einschulung. Damit bleibe mehr Zeit, um Kinder mit Entwicklungsverzögerungen rechtzeitig zu fördern, etwa mit Logo- oder Ergotherapie, betont die Ärztin.
Im Kita-Eigenbetrieb der Stadt Salzwedel würden in allen Einrichtungen Sportangebote unterbreitet und in den Tagesablauf eingebunden. „Die klassische Sportstunde, wie sie früher üblich war, gibt es nicht mehr, doch es wird schon sehr darauf geachtet, dass die Kinder sich ausreichend bewegen“, sagt Eigenbetriebsleiterin Doris Gensch. Dazu gebe es Multifunktionsgeräte, Sporträume oder es würden die Turnhallen der Grundschulen genutzt.
Allerdings ist auch ihr und ihren Kolleginnen aufgefallen, dass mehr Kinder in der Feinund Grobmotorik Probleme haben.„Deshalb müssen wir auch die kleinen Bewegungsmuffel aktivieren mitzumachen“, sagt sie.
Nachwuchssport
Wohnsportgemeinschaft (WSG) Jenny Marx:
Eltern-Kind-Turnen für Kinder ab 12 Monaten bis 3 Jahre, Agricola Turnhalle Montag 15.45 bis 17 Uhr Donnerstag 15.30 bis 16.30 Uhr, verantwortlich: Kristina Urban und Susanne Gauger
Allgemeiner Kindersport: Haltung und Bewegung ab 5,5 bis 9 Jahre, gemischt, JennyMarx-Turnhalle, Montag: 15.15 bis 17 Uhr, verantwortlich: Antje Schiel und Annette Wnuck von Lipinski
Kontakt WSG: Telefon 03901/27557, E-Mail: info@wsg-salzwedel.de
Quelle: Von Antje Mewes – Die Volksstimme empfiehlt vom 08. Juni 2023 den Artikel Kinder können keinen Hampelmann https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXZrTkFLeUxhVllaYWg1QXFtdnJIalNWQ3VNSFpsTDRuQ2IyZkU2K0xZYTU3YVFHNmJ6Q3NVbVNEcE9Wd2xFdnlNUGNIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true