INTERVIEW WSG-Vorsitzende Antje Schiel beschreibt Situation in ihrem Verein

Salzwedel – Die Wohnsportgemeinschaft (WSG) „Jenny-Marx Salzwedel“ ist mit über 400 Mitgliedern einer der größten Sportvereine im Kreissportbund Altmark-West. Turnen, Ringen, Vorschulsport, Seniorensport, Kegeln, Aerobic, Fitness und die Gymnastik gehören zu den Angeboten der WSG, die bereits mehrfach mit dem Titel „Familienfreundlicher Verein“ ausgezeichnet wurde. Seit der Gründung im Jahr 1983 ist Antje Schiel bis auf eine Ausnahme die Vorsitzende der WSG. Im Interview mit der Altmark-Zeitung äußert sich die 73-Jährige zur derzeit schwierigen Situation in ihrem Verein.

Frau Schiel, seit März 2020 ist im Sportbetrieb alles anders. Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf ihren Verein?

Antje Schiel, Vorsitzende der WSG Jenny-Marx Salzwedel, blickt auf das Sportjahr 2020 zurück, in dem aufgrund der Corona-Pandemie fast alle Veranstaltungen und Wettkämpfe abgesagt werden mussten. Foto: Sensenschmidt ALTMARKZEITUNG

Alles ist weggebrochen, bis auf das Trainingslager für unsere Turnerinnen in Osterburg. Ich wurde kurzfristig informiert, dass es stattfinden kann. Die Organisation im Vorfeld war schwierig, ich wollte schon alles hinschmeißen. Ein örtliches Verkehrsunternehmen sagte ab, zum Glück hat dann ein Busunternehmen aus Lüchow die Hin- und Rückfahrt zur Landessportschule übernommen. Am Ende hat alles geklappt, die Kinder waren begeistert. Danach ging jedoch nichts mehr, die Turnhallen waren geschlossen, das Training nicht erlaubt. Ich habe mich dann vor die Turnhalle gestellt, um alle Eltern zu informieren.

In den Sommermonaten gab es eine Phase der Lockerungen. Wie hat diese bei Euch ausgesehen?

Wir konnten wieder unter Auflagen trainieren, wir mussten aber zahlreiche Trainingsgruppen teilen. Ständiges Lüften und das abschließende Reinigen der Sportgeräte gehörte nun zum Übungsalltag.

Welche Wettkämpfe und Veranstaltungen fanden noch statt?

Es ist alles ausgefallen. Unser traditionelles Sommerfest, die Kinder- und Jugendspiele im Turnen, der Bummi-Wettkampf für unsere Kleinsten oder kürzlich unsere Weihnachtsfeier im Kino mussten aufgrund der Hygienebestimmungen abgesagt werden.

Als Übungsleiterin standen Sie in der Vergangenheit fast täglich vor einer Trainingsgruppe. Was macht es mit einem persönlich, wenn kein Training mehr stattfinden darf?

Das ist schon bitter. Besonders wenn einem die Kinder begegnen und fragen, wann es wieder losgeht. Ich konnte dann nur sagen, wenn Corona vorbei ist.

Was denken Sie, wie sich die Situation für die Kinder auswirkt?

Das ist schwierig, insbesondere für die Kleinen, die sich gerade wieder an das Training gewöhnt hatten und immer mit großer Begeisterung dabei sind. Auch die Eltern sind traurig, dass sich ihre Kinder nicht mehr sportlich betätigen können.

Es wird im Sport ein Mitgliederrückgang befürchtet. Wie sieht es diesbezüglich bei der WSG aus?

Wir hatten bereits einige Austritte, auch bei den Erwachsenen. Genaue Zahlen habe ich aber noch nicht. Ich möchte allen danken, die in dieser ungewöhnlichen Zeit weiter zu uns halten und trotzdem ihre Beiträge überwiesen haben. Mein Dank gilt allen Übungsleitern, den Vorstandsmitgliedern, Eltern und allen Mitgliedern die uns die Treue gehalten haben.

Gibt es durch die Pandemie finanzielle Probleme?

Nein, die gibt es aktuell nicht. Auch weil die Stadt Salzwedel die Zuwendungen für die Kinder erhöht hat und wir Geld vom Kreissportbund erhalten haben. Da unsere Veranstaltungen alle ausgefallen sind, haben wir das eingesparte Geld genutzt, um neue Sportgeräte zu kaufen. Für die Turner haben wir uns zwei kleine Airtracks zugelegt, auf denen man Salti und andere Elemente besser üben kann. Unsere Ringer haben Jacken und Shirts erhalten. Wir haben den Beitrag, so denke ich, gut angelegt.

Kann man schon einen Ausblick für 2021 wagen. Was ist geplant?

Ich habe für nächstes Jahr schon einige Wettkämpfe geplant. Man muss aber schauen, wie sich die Pandemie entwickelt. Wir wollen im April auch wieder zum Feuerwerk der Turnkunst fahren, unsere Ringer planen gemeinsame Wettkämpfe mit ihren Sportfreunden aus Stendal. Zudem soll es für unsere Turner/innen wieder ein Trainingswochenende in Osterburg geben.

Was sind Ihre Wünsche für das nächste Jahr?

Das Corona bald vorbei ist. Auch aufgrund der gesamten sozialen Kontakte. Man kann nicht mal mehr seine Enkelkinder in den Arm nehmen, das ist traurig. Und das es auch im Sport wieder normal und ohne Einschränkungen weitergehen kann und die Menschen wieder zusammen kommen können.

VON RENEE SENSENSCHMIDT ALTMARKZEITUNG

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