BOGENSCHIESSEN IN SALZWEDEL, TEIL 1 Keimzelle Zuckerfabrik / 1986 Gründung
Das Bogenschießen ist eine der ältesten olympischen Sportarten, bei den Spielen Im Jahr 1900 in Paris wurden erstmals Sieger ermittelt, vier Jahre später waren in St. Louis auch erstmals Frauen am Start. Was vor vielen Jahrhunderten der Jagd diente und später auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen von großer Bedeutung war, entwickelte sich im 20. Jahrhundert zu einer Präzisionssportart.
In der Hansestadt Salzwedel gehören die Bogensportler/innen zu den erfolgreichsten Athleten. Unzählige Landesmeistertitel und zahlreiche Titel und Medaillen wurden errungen. Gemeinsam mit dem langjährigen Spartenleiter Gustav Körtge blickt die Altmark-Zeitung in mehreren Teilen auf die fast 40-jährige Geschichte dieses Sportes in der Jeetzestadt zurück.
Die Anfänge
Die Keimzelle des Bogensportes in Salzwedel findet man in den Chroniken der Zuckerfabrik. Dort war Gustav Körtge als damaliger BGL-Vorsitzender (Betriebsgewerkschaftsleitung) für die Organisation von Betriebssportfesten zuständig. „Ich wollte das Sportfest mit neuen Angeboten attraktiver machen“, erinnert sich der heute 80-Jährige, der zwei einfache Langbögen ohne Visier, Pfeile und Zielscheiben beschaffen konnte. Die Schneiderei des Betriebes nähte aus Filtertüchern eine 15 Meter breite Auffangplane, die Tischlerei baute zwölf Scheibenständer. 1983 fand das erste Sportfest statt, über 100 Zuckerwerker nahmen daran teil.
Sektionsgründung
Es entwickelte sich die Idee, diesen Sport in Salzwedel auch unter dem Dach des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) der DDR anzubieten. Kein Geringerer als Radsportlegende Gustav Adolf „Täve“ Schur nahm sich 1986 beim DTSB-Bezirksvorstand dieser Ideen an und stellte die Verbindung zum TuS Burg, der damals das Niveau im Bezirk Magdeburg bestimmte, her. Es gab Schulungen in Theorie und Praxis, die Burger gaben zwei Kombibögen an die Jeetzestädter ab. Ihre Heimstadt fanden die Bogenschützen dann bei der WSG „Jenny-Marx“ Salzwedel unter der Leitung von Antje Ewert (heutige Schiel). Am 27. Oktober gründeten schließlich neun Sportfreunde die Sektion Bogensport.
Erste Schritte
Mit Unterstützung der Sportfreunde aus Burg wurde fleißig trainiert und die materiell-technische Basis Zug um Zug verbessert. Gustav Körtge und Peter Gütschow nahmen an Übungsleiter- und Kampfrichterlehrgängen teil, um sich fundiertes Wissen über das Bogenschießen anzueignen. Trainiert wurde damals im Speiseraum der Zuckerfabrik, im Freien waren das Reitstadion, der Sportplatz „Lokschuppen“ oder Feldraine und Waldlichtungen die Trainingsstätten. Die Bögen gingen von Hand zu Hand, Mit Hilfe der Zuckerfabrik wurde die erste hochwertige Bogensportausrüstung angeschafft, wobei der Salzwedeler Baumkuchen beim Sportartikel-Hersteller Germina so manche Tür öffnete.
Die Gründungsväter nutzten bei Sportfesten, Spartakiaden oder Schulveranstaltungen jede Gelegenheit, um Talente zu sichten. Auch Kinderferienlager wurden zur Sichtung genutzt. Die beiden späteren DM-Medaillengewinner Thomas Reimann und Toni Mittag wurden so entdeckt. Unterstützung erhielt die junge Sektion durch die POS „Ernst Thälmann“ um den damaligen Direktor Horst Staaks, der sich für das Bogenschießen starkmachte und Hallenzeiten zur Verfügung stellte.
Erste Erfolge
Im Dezember 1986 fand das erste Weihnachtsturnier statt, bei dem Gustav Körtge mit 238 Ringen (bei 30 Schuss) und Bärbel Klatte mit 126 Ringen den Sieg davon trugen. 1988 richteten die Salzwedeler in der Kollwitz-Sporthalle erstmals die Hallen-Bezirksmeisterschaften aus. Nico Heberle wurde Meister in der Altersklasse 12/13, Mathias Körtge belegte in der Klasse 16/17 den Bronzerang. Peter Gütschow traf bei den Herren 437 Ringe und holte damit überraschend die Silbermedaille.
Im April 1989 nahmen die WSG-Schützen erstmals an einem Freiluft-Wettkampf teil, bei dem auf Entfernungen von 30 und 50 Meter geschossen wurde. Die Jeetzestädter verbesserten ihr Niveau, bei den Bezirksmeisterschaften des gleichen Jahres sicherten sich Peter Gütschow und Mathias Körtge jeweils den Titel. Beide qualifizierten sich damit für die DDR-Bestenermittlung in Berlin, bei der Gütschow mit 510 Ringen Platz fünf und Körtge Rang 13 belegte.
Die letzte DDR-Bestenermittlung fand 1990 in Leuna statt, für die sich Peter Gütschow und Mathias Körtge als einzige Starter aus dem Bezirk Magdeburg qualifizieren konnten. Mit der neuen persönlichen Bestleistung von 558 Ringen verpasste Mathias Körtge als Vierter nur knapp einen Podestplatz, Peter Gütschow sicherte sich mit 538 Ringen Platz fünf.
Quelle: Altmarkzeitung VON GUSTAV KÖRTGE UND RENEE SENSENSCHMIDT